Hochzeitsverse
01./ »
Maienkönig schickt mich her, sagte, daß hier Hochzeit wär, sollt fein gratulieren; suchte einen vollen Strauß allerschönster Blüten aus, euer Haus zu zieren. Himmelschlüssel, goldig, zart, Blumen von besondrer Art, schickt er euch mit Grüßen. Seht, sie leuchten sonnengleich; Liebe heißt das Himmelreich, das sie euch erschließen. Dieses blaue Sternchen spricht frommen Sinns: Vergißmeinnicht, vergiß mir nicht die Treue! Treue, die zu Liebe steht, ist so stark wie ein Gebet, tröstet stets aufs neue. Hier Narzissen. Weiß und rein, ohne Makel sollt ihr sein, hütet Sinn und Herzen! Seht der Unschuld klares Bild; wer an ihm sich stärkt und stillt, trägt leicht Not und Schmerzen. Nehmt hin, was der Mai geschickt, nehmt den Strauß und seid beglückt für ein langes Leben! Unverwelklich blüh er fort, tief in eurer Seele Hort glühe göttlich Streben! «
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02./ »
Ein ganzer Himmel war mir einst beschieden, Als deinen schönen Leib mein Arm umfangen; Der Frühling blühte und die Lerchen sangen, Und in dies heiße Herz ergoß sich Frieden. Ein einzig Wort, - o hättest du's vermieden! - Du sprachst es aus und alle Bande sprangen, Die liebend uns're Seelen einst umschlangen, Und ach! - auf ewig sind wir nun geschieden. Zwar wird auf mich, den fürder Nimmerfrohen, Noch manche Qual der heißen Sehnsucht lauern, Bis dein geliebtes Bild mir ganz entflohen. Einsam, verwaist wird meine Seele trauern, Vergleichbar jenen Blumen, die beim rohen Berühren in sich selbst zusammenschauern. «
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03./ »
So ist die Lieb! So ist die Lieb! Mit Küssen nicht zu stillen: Wer ist der Tor und will ein Sieb Mit eitel Wasser füllen? Und schöpfst du an die tausend Jahr, Und küssest ewig, ewig gar, Du tust ihr nie zu Willen. «
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04./ »
Du schmachtest nach der Freundin Blick als nach des Lebens schönstem Glück? Glaub mir: so schaut dich niemand an, wie jener, dem du wohlgetan. «
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05./ »
Wenn ein Paar Liebende einander versprechen, dass sie aneinander denken wollen, so versprechen sie sich eigentlich, dass sie atmen wollen. «
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06./ »
Es muss was Wunderbares sein Ums Lieben zweier Seelen! Sie schließen ganz einander ein, Sich nie ein Wort verhehlen! Und Freud und Leid und Glück und Not So miteinander tragen! Vom ersten Kuss bis in den Tod Sich nur von Liebe sagen. «
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07./ »
Nimm hin den Ring der Treue, Dies Bild der Ewigkeit! O, dass Misstraun oder Neue Seinen Anblick nie entweihe! Dass es unsres Bundes Herzlichkeit Jeden Morgen dir erneue! Dass noch einst, durchströmt von Dankbarkeit, Sich dein Herz der langen Reihe. «
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08./ »
Das ist die rechte Ehe, Wo zweie sind gemeint, Durch alles Glück und Wehe Zu pilgern treu vereint: Der eine Stab des andern Und liebe Last zugleich, Gemeinsam Rast und Wandern Und Ziel das Himmelreich. «
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09./ »
O, lebt und liebt Euch, nach der Sitte Der goldnen Zeit, als eine Hütte Die Liebenden umschloss, die willige Natur Aus ihrem Überfluss sie nährte, Und ihnen Bach und Wald und Flur Die Mittel der Zufriedenheit gewahrte! Durch Euer Beispiel angereizt. Bekehre sich, wer schon allmählich an der Küste. «
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10./ »
Ohne dich, Liebste, was wären die Feste? Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz? Wärst du mein Schatz nicht, so möchte ich nicht tanzen, bleibst du es immer, ist Leben ein Fest. Ohne dich, Liebste, was wären die Feste? Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz? «
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11./ »
Zweifle an der Sonne Klarheit, Zweifle an der Sterne Licht, Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit, Nur an meiner Liebe nicht. «
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12./ »
Wonach du sehnlich ausgeschaut, Es wurde dir beschieden. Du triumphierst und jubelst laut: Jetzt hab ich endlich Frieden! Ach, Freundchen, rede nicht so wild, Bezähme deine Zunge! Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, Kriegt augenblicklich Junge. «
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